Besuch aus Down Under

„Wir bekommen Besuch aus Australien!“, freuten sich die 5tklässer unserer Mittelschule. Nicht nur sie, sondern auch unsere 7. und 9. Klasse fieberte den Besuch von Caitlin Dinning entgegen, überlegten sich Fragen und übten diese auf Englisch zu stellen.

Letzten Dienstag war es nun endlich so weit: Die 16jährige Caitlin präsentierte mithilfe von vielen Fotos ihre Heimat und beantwortete geduldig die Fragen unserer Schülerinnen und Schüler.

23,5 Stunden war Caitlin unterwegs, bis sie von ihrem Zuhause in Adelaide, über Perth (Australien) und Heathrow (Großbritannien) einmal um den halben Erdkreis geflogen war und endlich in München ankam. Sie war im australischen Sommer bei 42 °C gestartet und landete im deutschen Winter. Gleich in ihren ersten Tagen in Deutschland schneite es heftig. So durfte sie schon zu Beginn ihres Aufenthalts Schnee erleben.

Der Kontinent Australien ist knapp 22x so groß wie das Land Deutschland und ist in sechs Bundesstaaten aufgeteilt. Caitlins Heimatstadt Adelaide liegt im Süden Australiens, direkt am Meer. So kann sie auch nachmittags mal schnell an einen der zahlreichen Strände gehen. Auch wenn Sydney mit dem weltbekannten Opernhaus die wohl bekannteste Stadt Australiens ist, ist dennoch das eher unbekannte Canberra die Hauptstadt.

Mit vielen Fotos brachte uns Caitlin auch die Tierwelt ihres Landes nahe. Sie zeigte den größten Laufvogel, den Emu, Koalas und klärte uns über Kängurus auf: Echte Kängurus sind eher groß. Beim Spazierengehen trifft man meist kleinere Kängurus, die so genannten Wallabys. Potaroos sind auch Kängurus, aber nur katzengroß. Ein echter biologischer Sonderfall ist das Platypus. Dieses Schnabeltier ist eines der fünf eierlegenden Säugetiere der Welt und lebt natürlich in Australien.

Ganz besonders lag Caitlin die Legende des Drop Bären am Herzen: Der „Drop Bear“ sei sehr gefährlich, sehe aus wie ein Koala mit Vampirzähnen, lebe auf Bäumen und greife vor allem Touristen an. Australier würden vom Drop Bären nicht angegriffen werden, da sie viel Vegemite (ein typisch australischer Brotaufstrich) äßen und der Drop Bär diesen nicht riechen mag. Caitlin habe noch nie einen Drop Bären gesehen, aber ihre Oma schwört, dass in ihrem Garten einer leben würde.
Natürlich wollte sie mit dieser Geschichte unseren Schülerinnen und Schülern nur einen Bären aufbinden! Die humorvollen Australier lieben es den ahnungslosen Touristen Märchen über die gefährlichen Tiere Australiens zu erzählen! 😉

Natürlich erzählte Caitlin auch von der Schule. Kinder starten etwa im Alter von 4 Jahren mit einer Preschool, wo sie spielerisch Lesen und Rechnen lernen. Mit 7 Jahren beginnt die eigentliche Schule, in der alle Kinder zusammen 12 Jahre lang gemeinsam lernen. Der Schultag beginnt um 8:50 Uhr mit einer gemeinsamen Besprechung des bevorstehenden Tages. Anschließend ist bis 15:30 Uhr Schule. Eine Besonderheit ist sicherlich, dass die Schülerinnen und Schüler jeden Tag 60 Minuten gemeinsame Lernzeit haben. Hier können sie Gruppenaufgaben erledigen, Lehrer um Unterstützung bitten, in der Bücherei etwas nachschlagen, Lernen oder andere schulische Aufgaben erledigen. Außerdem können ab dem siebten Schuljahr Fächer abgewählt werden. Caitlin hatte in der 11. Klasse nur noch 6 verschiedene Unterrichtsfächer. Wenn sie Ende Januar nachhause kommt und das neue Schuljahr, ihr Abschlussjahr, startet, wird sie nur noch 5 Fächer belegen müssen. Um diese Möglichkeit, verhasste Fächer schrittweise loszuwerden, wurde Caitlin von vielen unserer Jugendlichen beneidet.

Unsere Schülerinnen und Schüler wussten bereits, dass es auch in Australien Schuluniformen gibt. Sie waren jedoch etwas erstaunt, als Caitlin sagte, dass sie Schuluniformen gut findet. Es sei sehr anstrengend hier in Deutschland jeden Morgen über das Schuloutfit nachdenken zu müssen, erklärte sie. Eine weitere Überraschung für uns Deutsche war, dass Eltern viel Geld für die schulische Ausbildung ihrer Kinder bezahlen. In Australien haben „Public School“ einen eher schlechten Ruf, weswegen mehr als 1/3 aller Kinder eine kostenpflichtige Privatschule besuchen. Ein Schuljahr auf einer Privatschule kostet ca. 8000 € pro Jahr.

Eine weitere Besonderheit ist, dass es an den Schulen, so wie bei Harry Potter, verschiedene Hausteams gibt. Das heißt, dass bei Schuleintritt jedes Kind einer Schulgruppe (=Haus) zugeordnet wird. Dabei spielt bereits die Hauszugehörigkeit der Verwandten, die bereits diese Schule besuchten, eine wichtige Rolle. Denn die Mitgliedschaft in einem Hausteam besteht über die Schulzeit hinaus. Die unterschiedlichen „Häuser“ stehen im ganzen Schuljahr in einem Wettstreit. Bei sportlichen Wettkämpfen oder z. B. einem Vortragswettbewerb treten sie immer wieder gegeneinander an und kämpfen um den Hauspokal. Caitlin erklärte, dass es ein tolles Gefühl sei, zu einem Hausteam zu gehören. Für ihr nächstes Schuljahr wurde sie sogar zu einem der Hauskapitäne gewählt, worauf sie sehr stolz ist.

Fußball ist in Australien nur eine Randsportart. Australier sind begeisterte Australien-Football- oder Rugby-Fans. Auch Caitlin spielte Rugby, ist aber aufgrund von Knieproblemen auf die Schiedsrichterseite gewechselt. Begeistert leitet sie nun, als eine der jüngsten Schiedsrichterinnen in der South Australien Rugby League, Spiele der unter 12jährigen. Ihr Ziel ist es bei der Rugby-Weltmeisterschaft 2027 als offizielle Schiedsrichterin zu pfeifen. Wir drücken ihr hierfür ganz fest die Daumen!

Die Schulfamilie Forstern bedankt sich bei Caitlin ganz herzlich für ihren Mut, sich den Fragen unserer Schülerinnen und Schüler zu stellen und für die tolle Präsentation mit den vielen Fotos, die sie vorbereitet hatte! Y

Unsere Jugendlichen haben durch Caitlins Besuch einen unvergesslichen Eindruck von Australien erhalten und sie sind auch etwas stolz auf sich: „Auch wenn wir nicht jedes Wort verstehen, können wir doch einem Vortrag auf Englisch folgen und Fragen dazu stellen.“

Text und Foto: Christine Rädlinger